Fossil-Geschichte 9

Wie man Bildschirm-Inhalte und andere wichtige Gedanken für die Nachwelt konserviert: Von der gemeißelten Steinplatte über den Nadeldrucker zu noch moderneren Verfahren.

Wie bringe ich es zu Papier?

Wie ihr selbst wisst, liebe Kinder, spielt sich das Leben des Computers hauptsächlich auf dem Bildschirm ab. Da kracht und ballert es, da werden Rennen gefahren und Ungeheuer vernichtet - ja, manchmal wird sogar ein richtiger Text geschrieben. Das mag zwar bei euch die große Ausnahme sein, aber trotzdem: So ein Text will meistens aufs Papier. Wie geht das nun?

Ihr habt sicher schon gehört, dass es seit der Steinzeit üblich ist, wichtige Dokumente in Stein zu meißeln. So bleibt jedes Dokument ein Unikat, und die Haltbarkeit ist hervorragend. Auf diese Steinzeit-Technologie hat man sich besonnen, als es darum ging, Text vom Bildschirm auf das Papier zu übertragen. Man baute Maschinen, die mit ganz kleinen Meißeln ("Nadeln") Vertiefungen ins Papier schlugen und mit Farbe ausfüllten. Wenn die Einschläge dieser kleinen Meißel sinnreich angeordnet wurden, konnte ein geübter Leser daraus einzelne Buchstaben erkennen. Ihr könnt ja selbst einmal versuchen, solche Buchstaben zu basteln, in einem Rechteck neun Felder hoch und fünf Felder quer. Als Punkte könnt ihr ja Erbsen oder Smarties oder Negerküsse nehmen, je nachdem, wie groß die Buchstaben werden sollen. Damit habt ihr das Prinzip des Neun-Nadel-Druckers nachempfunden. Man konnte sich in frühen Computern auch sein eigenes Alphabet zusammenbasteln und als "Download-Character-Set" speichern. Aber ihr habt sicher auch gemerkt, dass neun mal fünf Punkte nicht viel Platz für künstlerische Freiheiten bieten.

Wir wollen aber nicht vergessen, dass mit dem Nadeldrucker ein wesentlicher Fortschritt gegenüber dem Steinplatten-Meißeln errungen worden ist: Man konnte jetzt in einem Arbeitsgang gleich einen Durchschlag machen. (Bei einer Steinplatte war nach einem Durchschlag das Original kaputt.)

Wie immer, ging auch beim Drucker die Entwicklung weiter, die Anzahl der Nadeln wurde erhöht, und die Buchstaben wurden immer lesbarer. Es gab sogar einen neuen Qualitäts-Standard, NLQ: "Near Letter Quality", Fast-Buchstaben-Qualität also. Wenn man lange genug sucht, findet man übrigens auch heute noch hier und da einen Nadeldrucker. Wenn ihr zum Beispiel bei einer Bank mal eine Scheck-Karte in den Schlitz des Kontoauszug-Druckers steckt, dann seht ihr zwar nichts, aber das durchdringende Geräusch, das aus dem Gehäuse heraus nervt, ist noch genauso wie das, mit dem früher in vielen Büros eine Atmosphäre von Geschäftigkeit erzeugt wurde.

Vielleicht habt ihr sogar schon mal Papier gesehen, das von einem Nadeldrucker stammt: Man erkennt es daran, dass an der Seite noch die runden Löcher zu sehen sind, mit denen die Zahnräder es durch die Druckmühle transportierten. Weil die Drucker nämlich noch nicht mit einzelnen Blättern umgehen konnten, wurden sie mit Endlospapier gefüttert. Wer sein Druck-Erzeugnis aber unbedingt im Format DIN A4 und nicht als Papierbandwurm haben wollte, der musste sich dann mit den Perforationen beschäftigen. Entlang einer Linie von vorgefertigten Sollbruchstellen konnte man die Streifen mit den Perforationen abreißen. Der Lohn für diese Arbeit war, dass man - je nach Länge des Artikels - hinterher zwei schöne lange Papierschlangen mit vielen runden Löchern hatte. Wenn man dann noch die einzelnen Seiten trennte, lag etwas auf dem Tisch, was fast wie ein Schreibmaschinentext aussah. Das wiederum ärgerte die Leute, die ihrem Briefpartner zeigen wollten, dass der Brief mit dem Computer geschrieben war. Die ließen dann zum Beweis einfach die Perforation dran.

Heute heißen die Drucker, wie ihr wisst, Laser oder Tintenspritzer. Wie die Dinger funktionieren, ist noch nicht erforscht, weil man das Gehäuse nicht aufmachen darf, aus Garantiegründen. Erstaunlich ist, was sie alles können: Nicht nur eine Schriftart sondern viele verschiedene, dazu Bilder und Grafiken, und manche sogar in Farbe. Das ist schon toll. Erstaunlicherweise sind die Dinger auch gar nicht so teuer. Das ändert sich aber sehr schnell, wenn das Schriftbild blass wird. Gleich danach wird nämlich auch der User blass; denn dann muss er für viel Geld eine neue Patrone/Kartusche/Tinte/Toner-Füllung/... in das Gehäuse hineinstopfen/-klicken/-füllen..., und dann erkennt man erst richtig den Wert so eines modernen Druckers.

Ja, liebe Kinder, in den letzten Monaten hat euer Fossil versucht, euch die gewaltige Entwicklung von der Zeit vor dem Taschenrechner bis heute zu erklären. Jetzt, in der Gegenwart, da kennt ihr euch ja besser aus als ich. Dazu brauche ich euch nichts zu erzählen.

Aber einen habe ich noch: Fürs Internet braucht man doch einen Telefon-Anschluss. Wisst ihr eigentlich, wie das Telefon erfunden wurde? Beim nächsten Mal erzähle ich euch das.

Euer Fossil