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Offizieller Bericht Zum DAV-Kongress ´98 in Heidelberg

 

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Beide Broschüren können Sie kostenlos bestellen bei

Bögl Druck

Hauptstr. 47           84172  Buch a. Erlbach

Tel: 08709/1565            FAX:  08709/ 3319

 

 

 

 

Forum Classicum auf CD-ROM


Wollten Sie schon einmal wissen, ob sich einer der Autoren des Forum Classicum bzw. des MDAV in den letzten sechs Jahren zu Wittgenstein oder zu Wilamowitz geäußert hat? Waren Sie schon einmal auf der Suche nach den Publikationen eines ehemaligen Studienkollegen, ohne über einschlägige und aktuelle bibliographische Hilfsmittel zu verfügen? Interessiert es Sie vielleicht, ob Ihr Heimatort oder Ihr letztes Exkursionsziel schon einmal im Forum Classicum erwähnt wurde?
Wenn Ihnen Ihr privates Interesse oder fachliche Notwendigkeit bisher solche Fragen vorlegte, dann konnten Sie sich entweder selbst an das Durchforsten der etwa 1400 Seiten (seit 1994) machen oder die Sucharbeit an gute Freunde oder zuverlässige Schüler/Studenten delegieren. Nun gibt es jedoch eine Lösung, die zugleich Zeit und Nerven spart: Im Januar 2000 erscheint eine CD-ROM, die Ihnen vollen Zugriff auf die mannigfaltigen Informationen des Forum Classicum ermöglicht. Gerade die Rubriken „Zeitschriftenschau", „Besprechungen" sowie die kurzen Nachrichten der „Berichte und
Mitteilungen" öffnen sich so den Gesetzen des Informationszeitalters (vgl. die entsprechenden CD-ROMs großer Tageszeitungen), während sich die größeren Aufsätze mühelos nach Spezialbegriffen durchsuchen lassen.
Die CD-ROM enthält den vollständigen Text sowie alle Abbildungen und Werbeanzeigen des Forum Classicum von 1/97 bis 4/99 sowie des MDAV von 1/94 bis 4/96; die älteren Ausgaben sind über ihr Inhaltsverzeichnis durchsuchbar. Die Textdateien (80 MB) liegen im „Portable Document Format" von Adobe vor; die entsprechende frei kopierbare Lesemaschine (Adobe Acrobat Reader) ist in Form einer sich selbst installierenden Datei auf der CD-ROM gespeichert. Mitihrer Hilfe lassen sich alle Seiten ausdrucken und über eine umfangreiche Indexdatenbank (13 MB) komplett durchsuchen.


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Das „Portable Document Format" (PDF) von Adobe ist speziell für das plattformübergreifende, elektronische Publizieren großer Textmengen mit kompliziertem Layout geschaffen worden und daher auch für den Bereich der Alten Sprachen äußerst interessant. Die einfache Erzeugung einer PDF-Datei gewährleistet, dass unsere CD-ROM jährlich aktualisiert werden kann; die Datei der jeweils aktuellen Ausgabe kann bei Bedarf auch über die Homepage des DAV nachgeladen werden, ist aber recht umfangreich (je nach Bebilderung 3-7 MB komprimiert, aktualisierter Index ca. 15 MB). In Anbetracht dieser Dateigrößen sollte Ihr Computer über mindestens 16 MB Arbeitsspeicher verfügen.
Die neuen Medien haben anstelle des vielfach erhofften qualitativen Fortschritts oft nur einen
quantitativen gebracht; doch auch dieser sollte - vor allem unter Altphilologen - nicht ausgeschlagen werden. Der sinnvolle Einsatz neuer Medien kann nach wie vor gesteigert werden. Deshalb fördert der DAV die Verbreitung der CD-ROM, indem er sie an Interessenten zum Selbstkostenpreis von DM 18,- (incl. Porto) abgibt; um die Herstellung kalkulieren zu können, bitten wir um Subskription bis zum 31. Januar 2000; nach dieser Frist wird der Preis DM 20,- pro CD betragen. Richten Sie Ihre Bestellung unter Beilage eines Verrechnungsschecks oder des Betrages in Briefmarken bitte direkt an: StR Rüdiger
Hobohm, Luitpoldstr. 40, 85072 Eichstätt, Tel./Fax: 0 84 21 - 90 27 60.

Std00012.gif (4198 Byte)Rüdiger Hobohm, Eichstätt

 

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Zur Linguistikausbildung im universitären Lateinstudium

Eine Entgegnung zur Empfehlung der gemeinsamen Kommission
Sprachwissenschaft der Mommsen-Gesellschaft und des Deutschen Altphilologenverbandes


In Forum Classicum 3/99, 172ff., ist eine - auch an die Mitglieder der Mommsen-Gesellschaft versandte - Empfehlung betreffend Linguistikausbildung im universitären Lateinstudium publiziert worden. Dass darin für alle Studierenden der Klassischen Philologie eine Einführung in die Sprachwissenschaft (2 Semesterwochenstunden) gefordert und eine Vorlesung zur Sprachgeschichte sowie ein (Pro)Seminar zu einem sprachwissenschaftlichen Thema (je 2 Semesterwochenstunden) mindestens anzubieten dringend empfohlen wird, kann ich nur unterstützen, ja ich betrachte dies als das absolute Minimum.
Das Empfehlungs-Papier hat indessen einen großen Haken, der mich veranlasst, recht kritisch dazu Stellung zu nehmen: Es gibt nämlich keine Antwort auf die Frage, wer denn diese Stunden halten soll.
Es wird ja wohl in Deutschland nicht die Erwartung herrschen, dass in naher Zukunft jedem Seminar für Klassische Philologie eine Professur für griechische und lateinische Sprachwissenschaft bewilligt werden wird, geschweige denn je eine. Nur vollwertige, die Kontinuität sichernde Stellen aber können dem dargestellten Zweck dienen.
Damit stünde die ganze Empfehlung, so gut gemeint sie ist, auch schon praktisch mit einem Fuß im Grab. Ich möchte aber weitergehen und an einen in letzter Zeit etwas aus dem Blick geratenen, früher aber sehr bewährten Ausweg aus der schwierigen Situation erinnern.
Die Kommission schreibt: „Die Vermittlung sprachwissenschaftlicher Kenntnisse unterblieb daher vielerorts entweder ganz oder war dem ortsansässigen Indogermanisten überlassen, ohne daß man bedachte, daß die Indogermanistik eine andere wissenschaftliche Aufgabe wahrzunehmen hat als die Klassische Philologie."
Dies ist zu modifizieren. Die Indogermanistik hat in vielerlei Hinsicht sich mit denen der Klas
sischen Philologie überschneidende Aufgaben. Insbesondere sind die griechische und lateinische Sprache, und damit auch manche wichtigen in diesen Sprachen geschriebenen Texte, von jeher prominente Betätigungsfelder der Indogermanisten, sind doch diese Sprachen zwei der drei wirklich gut bezeugten älteren Mitglieder der erforschten Sprachfamilie. Denken wir nur an die Beiträge eines Schulze, Wackernagel, Sommer. Ich hätte auch durchaus Mühe, heutige Ordinarien der
Indogermanistik zu benennen, denen ich die für die geforderten Kurse nötigen Kenntnisse in Latein und Griechisch absprechen müsste. Das Problem scheint mir einzig in einer mangelnden Kooperation der Klassischen Philologie und der Indogermanistik zu liegen. Dies liegt zweifellos an beiden Seiten, und an beiden Seiten wäre es nun auch, diese Kooperation, die früher ganz selbstverständlich war, wiederherzustellen, etwa durch Vergabe von Lehraufträgen in Griechischer und Lateinischer Sprachwissenschaft an den Indogermanisten und seine Mitarbeiter und umgekehrt durch geeignete Angebote der Klassischen Philologie für die Studierenden der Indogermanistik, denen eine fundierte philologische Ausbildung nur gut tun kann, ferner durch gemeinsam durchgeführte Lehrveranstaltungen usw. Gerade Referat und Korreferat für Magister- und Doktorarbeiten mit teils philologischer, teils sprachwissenschaftlicher Thematik sind ausgezeichnete Gelegenheiten zur Zusammenarbeit. Der Passus: „Eine sprachwissenschaftliche Magisterarbeit oder Promotion auf dem Gebiet der Alten Sprachen kann nur unter großen Schwierigkeiten betreut werden, weil meist kein kompetenter philologischer Fachvertreter zur Verfügung steht und weil die Fakultäten eher dazu neigen, derartige Arbeiten in den
Zuständigkeitsbereich des Indogermanisten zu verweisen. Sehr oft werden solche Arbeiten aber schon im Ansatz mit dem Hinweis auf spätere schlechte Berufschancen für die wissenschaftliche Laufbahn abgelehnt." stellt der Bereitschaft der Fakultäten und der betroffenen Fachvertreter zu fachübergreifendem Denken und Handeln wahrlich kein gutes Zeugnis aus und schreit regelrecht nach einer Korrektur.
Die Stoßrichtung der Empfehlung freilich zielt darauf, die sachlichen Bande zwischen Indogermanisten und Klassischen Philologen durch Einführung von Sprachwissenschaftlern in der Klassischen Philologie nun sogar institutionell zu durchtrennen. Das halte ich für verkehrt. Und ich halte es auch für unnötig. Denn was die Kommission als Erfordernisse für die sprachwissenschaftliche Ausbildung der Philologen auflistet, leistet der seriöse Indogermanist schon heute. Es ist eine verbreitete Irrmeinung, die neuen sprachwissenschaftlichen Strömungen seien an der Indogermanistik ohne Wirkung
vorbeigegangen. Selbstverständlich nimmt diese alles, was sie davon für die Zwecke der historischen Sprachwissenschaft brauchen kann, mit Freuden auf, einmal abgesehen davon, dass einiges davon ja nur (gute) alte Ware in (besserer oder schlechterer) neuer Verpackung ist.
Dagegen hat die synchrone Sprachwissenschaft erst vor kurzem begonnen, sich der historischen Dimension wieder zu besinnen, und die Resultate dieses Umweg-Zugangs, gerade auch die Experimente mit Themen aus den Alten Sprachen, sind erst zu einem kleinen Teil als gelungen oder vielversprechend zu bezeichnen.
Die historische Dimension, so richtig es ist, sie wiederzubeleben, genügt eben nicht. Für eine fundierte Sprachwissenschaft der Alten Sprachen ist der historisch-sprachvergleichende Aspekt unverzichtbar. Das fängt schon bei der Koppelung der Sprachen Latein und Griechisch an, von denen die Vertreter der „glottologia latina, glottologia greca, linguistique latine, linguistique grecque" meistens nur eine im Auge haben. Wie aber soll der Sprachwissenschaftler ein griechisch-lateinisches Problem des häufigen Typs „Entlehnt oder urverwandt?" beurteilen, wenn er nicht einmal die beiden betroffenen Sprachen,
geschweige denn die anderen indogermanischen Sprachen sprachwissenschaftlich überblickt? Im einzelnen zu den aufgezählten Erfordernissen:
Sprachwissenschaftliche Terminologie (auch z. B. Phon / Phonem, Morphem) lernt man in der Indogermanistik routinemässig. Von der Phonologie schreibt die Kommission selber, dass sie mit derjenigen der modernen Sprachen nicht zu schaffen ist. Die Erarbeitung des synchronen Lautsystems jeder Sprachstufe (von Homer bis Nonnos, von Plautus bis Prudentius) war schon immer eine der Grundaufgaben der historischen Lautlehre. Auch in Prosodie und Metrik waren es die
Sprachwissenschaftler alter Schule, die die wissenschaftlichen Erkenntnisse gewannen. Im Griechischen ist synchrone Lautlehre nicht ohne Beherrschung der historisch-vergleichenden Dialektologie zu meistern, im Latein nicht ohne genaue Kenntnis der zeitgenössischen griechischen Aussprache. Im übrigen ist die Frage der Annäherung an die „korrekte" Aussprache von einem gewissen Punkt an Geschmackssache und das Aufheben, das wegen Fragen wie „Zäsar oder Kaesar?"
gemacht wird, völlig übertrieben; wir werden sowieso nie auch nur annähernd akzentfrei Latein oder Griechisch sprechen, was sofort klar wird, wenn man sich vor Augen führt, dass in Umbrien Cicero schon Jahrhunderte vor Cicero mit einem Zischlaut und Caesar schon Jahrhunderte vor Caesar mit [e:] ausgesprochen wurde. Die für unverzichtbar erklärte historische Lautlehre mit ihren Gesetzen und Regeln des Lautwandels schließlich ist ohne indogermanistischen Sprachvergleich blutleer: Man kann lange behaupten, dass gr. èåßíù und öüíïò oder lat. facere und abdere je dieselbe Wurzel enthalten, bewiesen werden kann es nur anhand von Gleichungen mit Formen in anderen Sprachen.
Was die Morphologie betrifft, ist es immer lehrreich zu zeigen, dass das Morphem (einschließlich des Nullmorphems) eine Erfindung der altindischen Grammatiker ist, dass in der Indogermanistik die Morpheme verschiedener Funktion auseinandergehalten wurden und werden (Flexionsendungen, Stammbildungssuffixe, Wortbildungssuffixe etc.), und erst die jüngere Sprachwissenschaft aus theoretischen Erwägungen sowie aufgrund spezieller Voraussetzungen in modernen europäischen Sprachen unter dem Namen „Morphem" alles in einen Topf zusammengeworfen hat. Gerade in der
Morphologie, und ebenso in der Wortbildungslehre, ist ein Einblick in die dritte klassische indogermanische Sprache, das Sanskrit, nach wie vor speziell für Klassische Philologen ein großer und durch nichts anderes ersetzbarer Gewinn - und dient erst noch der kulturhistorischen Horizonterweiterung, etwa durch den Vergleich von Rigveda-Hymnen mit den Homerischen Hymnen und Epen. Die Sanskritsprache aber fällt meist in die Domäne des Indogermanisten.
Zum Abschnitt Lexikalische Semantik und Etymologie ist erstens zu bemerken, dass „die Erklärung des Wortes lateinisch deus, griechisch èåüò sowohl von der Bildung als auch von seinem Inhalt her" verdächtig danach klingt, als ob sich die Kommission nicht bewusst gewesen sei, dass deus und èåüò etymologisch nicht miteinander verwandt sind; zweitens, dass die am Ende des Abschnittes als „fundamentale sprachphilosophische Erkenntnis" angepriesene Sapir-Whorf-These heute
als widerlegt gilt.
Die Syntax ist wohl das am meisten diskutierte Gebiet in der jüngeren Sprachwissenschaft. Experimente mit valenz- und dependenzgrammatischen Ansätzen sind durchaus instruktiv, transformations- grammatische Experimente ebenso, jedenfalls wenn sie auf terminologisch menschenfreundliche Weise durchgeführt werden und auch nicht verschwiegen wird, dass die Satzgliederanalyse oder die Überführung eines temporalen Nebensatzes in einen Ablativus absolutus, wie sie im Lateinunterricht schon immer geübt wurde, im Grunde auf dasselbe hinauslaufen. Der Indogermanist, der die neueren
Theorien fundiert mit der hochentwickelten traditionellen Syntax (z. B. Kühner-Stegmann) vergleichen kann, bietet hier - jedenfalls bei der Darstellung der Alten Sprachen - am ehesten Gewähr für ein ausgewogenes Bild.
In der Textlinguistik (auch Pragmatik, Discourse analysis usw.) liegen meiner persönlichen Ansicht nach die meisten auch für die Alten Sprachen instruktiven und wertvollen Erkenntnisse der jüngeren Sprachwissenschaft, wobei auch hier die zahlreichen früheren Teilerkenntnisse aus der traditionellen Rhetorik, Stilistik und Grammatik nicht gering geschätzt werden dürfen.
Varietäten- und Soziolinguistik sind zwar relativ neue sprachwissenschaftliche Richtungen, doch sind zu ihrer Erforschung im Bereich der Alten Sprachen gute etymologische und (im Falle des Griechischen) dialektologische Kenntnisse unabdingbar. Dass hier auch der Vergleich mit den Verhältnissen in anderen, verwandten Sprachen und Literaturen wertvolle zusätzliche Einsichten vermitteln können, sei nur angedeutet.
Die Darstellung der lateinischen und der griechischen Sprachgeschichte gehört ebenfalls zum Pflichtenheft des Indogermanisten, wobei das Fortleben des Lateins ins Vulgärlatein und die romanischen Sprachen hinein wohl tatsächlich in der Lehre oft zu kurz kommt. Hier sehe ich eine wichtige Aufgabe des heute meist einzigen Vertreters der historisch-sprachvergleichenden Optik und Methode, des Indogermanisten, nämlich auch diese „zweite Hälfte" der lateinischen Sprachgeschichte vermehrt in seine Lehre (und Forschung) einzubeziehen. Dafür braucht es gewiss keine neuen
sprachwissenschaftlichen Stellen innerhalb der Klassischen Philologie, vor allem wenn das Thema auch noch in erweitertem Rahmen, d. h. die Sprachgeschichte Europas umfassend, dargestellt werden soll (z. B. im Rahmen einer Vorlesung über Etymologie), wozu auch Kenntnisse der germanischen, slavischen und möglichst auch der keltischen Sprachen nötig sind.
Fazit: Die Empfehlung der Kommission ist grundsätzlich zu unterstützen, in der Realisation aber ist sie unrealistisch, ungeeignet und Verschwendung vorhandener Resourcen. Meine Empfehlung ist es, wieder eine enge Kooperation zwischen der Klassischen Philologie und der Indogermanistik anzustreben, welch letztere die meisten der dargestellten Bedürfnisse der Klassischen Philologie schon jetzt befriedigend abdecken kann, die restlichen relativ leicht nachliefern könnte und im übrigen an einer heutigen Universität noch viele weitere Aufgaben zu versehen hat, die eng umschriebene Dozenturen für einzelsprachliche griechische und lateinische Sprachwissenschaft niemals versehen können. Wünschenswert wäre bei der Realisierung der hier umrissenen Kooperation freilich eine großzügige Abgeltung der zu erbringenden Leistungen in Form von zusätzlichen Lehrauftragsmitteln. Dies käme immer noch bedeutend günstiger zu stehen als die Einrichtung permanenter Stellen innerhalb der Klassischen Philologie, wie sie der Kommission vorschweben. Ich bin mir auch sicher,
dass sich unter günstigen äußeren  Umständen die allermeisten Inhaber indogermanistischer Lehrstühle und Dozenturen freuen würden, entsprechende Angebote zu erbringen.

Std00012.gif (4198 Byte)Prof. Dr. Rudolf Wachter,  Seminar für Klassische Philologie, Basel



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Anmerkungen zu Fr. Maier, Die Antike am Scheideweg

(Forum Classicum 3/99, S. 131ff.)


Während eines akademischen Banketts schwärmte Walter F. Otto von der unvergleichlichen Erhabenheit der Götter Griechenlands. Da fragte Karl Reinhardt: „Haben Sie denn heute Zeus schon einen Stier geopfert, Herr Kollege?"
Die Anekdote hörte ich als junger Student von einem unserer Professoren. Sie hat sich tief eingeprägt. Erhellte sie doch mit einem Schlag den Abstand zwischen Heute und Damals. Umgekehrt öffnete sie uns Adepten der „klassischen" Philologie ein Tor zum differenzierten Verständnis des „nächsten Fremden". Die Begeisterung für die Gegenstände unserer Studien wurde nicht gebremst, sondern geläutert und vertieft.
Darum wurde mir bei der Lektüre von F. Maiers Leitartikel „Die Antike am Scheideweg" (F.C. 3/99) zunehmend unbehaglich. Dazu einige Bemerkungen:

1. Die Warnung vor einem fachpolitischen Verstummen im bildunsgpolitischen Konzert ist sehr berechtigt. Aber sie bleibt leer und wirkungslos, solange nicht präzise differenziert wird, worin nun ganz konkret ,das Angebot der Antike` besteht.
Maier bleibt, sogar für den Rahmen eines Leitartikels, zu pauschal. Begriffe wie ,humanistische Bildung`, ,klassische Studien`, ,die Antike` sind vielleicht als kommunikative Kürzel zu verstehen, helfen aber nichts im Kontext einer unterrichtsrelevanten Fachdidaktik. Dazu ist die Antike tatsächlich viel zu komplex und unsere Schullektüre zu dürftig.

2. Die Aussage ,Die Alte Welt droht aus der Erinnerung der Menschen zu verschwinden` stimmt einfach nicht, nicht einmal in dieser vorsichtigen Formulierung. Ein Blick auf die Theaterprogramme, die Publikationen der Verlage oder auf die Besucherzahlen selbst der nüchternsten Ausstellungen - à la „opus caementicium" - beweist das Gegenteil. Antike als Erlebnisraum, auch als historische
Kuriositätenkammer zum Beweis der eigenen Superiorität findet nach wie vor in der Fun- und Freizeitgesellschaft ungebrochenes Interesse.
Keine Begeisterung weckt dagegen die Auseinandersetzung mit den originalen Texten dieser Kultur. Man sieht, angesichts der Fülle guter Übersetzungen, die Notwendigkeit nicht ein, in langwieriger Mühe zwei schwere Sprachen zu erlernen. Die miserablen schulischen Rahmenbedingungen bewirken ein Übriges. Wie soll man auch einem mediengewieften Jugendlichen, der überall auf schnelle Erfolge gedrillt wird, davon überzeugen, dass sein Herumstochern im Nebel der Ahnungslosigkeit
oder bestenfalls permanenter Unsicherheit, vulgo: Übersetzen, einen bildungsrelevanten Wert darstellen soll.
Was unter heutigen Voraussetzungen in jeder Schulstube der Bundesrepublik (mit Ausnahme wohl einiger altsprachlicher Gymnasien) an Spracherwerb und Textarbeit überhaupt noch möglich ist, steht in so krassem Widerspruch zu den festreden-schmückenden Werten der „humanistischen Bildung", dass gerade den engagiertesten Kolleginnen und Kollegen die Flucht in die Introvertiertheit nicht zu verübeln ist.
Ist das Ideal zu hoch gehängt, wird es im Dunst der Allgemeinplätze schnell unsichtbar, und die nackte Realität kann es nicht einmal mehr im Auge behalten. Wie sollte da die ,Zukunft der Antike` im Ernst von der ,engagierten Fachpolitik` abhängen?Das heißt doch die Zunft der Altsprachler hoffnungslos überfordern.

3. Doch nehmen wir einmal an, dieser zuletzt zitierte Gedanke sei keine Überforderung der jungen Lehrer-Generation,sondern träfe zu, so scheint mir die folgende Kritik Maiers an der ,bloßen Methodendiskussion` des AU logischerweise verfehlt. Dies aus mehreren Gründen:

a) Methodendiskussion ist stets praxisrelevant, betrifft den konkreten Unterricht, also den Ort, quasi die „Front", wo ,das Angebot der Antike` dank der Methodenkompetenz der Unterrichtenden angenommen oder verworfen wird. Sie bezieht notwendigerweise stets auch literarische oder realkundliche Inhalte ein, setzt also einen kleinen Teil des Ideals in die Unterrichtswirklichkeit um.

b) Leider besteht immer noch, auch nach nunmehr über 30 Jahren Diskussion, großer Bedarf an Methodikmodellen. Nicht nur, weil hinter jeder methodischen Entscheidung eine grundsätzliche didaktische Überzeugung steht. Vor allem sind viele Vorschläge und Erörterungen aus den Fachpublikationen nie im Klassenzimmer angekommen. Wer sich fachkritisch umschaut, weiß, wovon ich spreche. Was sich verbessert hat, war vielerorts nur das Layout der Lehrbücher.

c) Ohne ein persönlichkeitadäquates und überzeugend gehandhabtes Methodenkonzept ist keine ,aktuelle
Überzeugungsarbeit` zu leisten. Weder Schüler noch Eltern lassen sich mit hehren, doch leeren Begriffen abspeisen. Das weiß Maier natürlich. Ob die allgemeine Öffentlichkeit nicht zuweilen auch froh wäre, konkretere Methodenkonzepte vorgelegt zu bekommen als es in Feierstunden des Humanismus meist geschieht?

4. Unbedingt zuzustimmen ist Maier dort,wo er das ,Skandalon` der heutigen fachdidaktischen Universitätsausbildung beklagt. Hier müsste sich in der Tat eine gewaltige Änderung vollziehen, bedürfte es einer herkulischen Anstrengung: Die Lage ist mehr als desolat. Es besteht nicht nur Diskussions-, sondern eiliger Handlungsbedarf. Aber wer soll ändern? Wer handeln? Maier selbst als Insider ist zu Recht skeptisch. Mir persönlich scheint nach 25 Jahren Ausbildertätigkeit am
Studienseminar zweifelhaft, ob selbst Herkules hier noch retten könnte.

5. Sollten wir Altsprachler uns aber nicht auch ernsthaft der Frage nähern: Ist nicht alles transferierbare antike Gedankengut im Lauf der europäischen Geistesgeschichte so extensiv rezipiert worden, dass in weiterer Zukunft eine persönlich-individuelle Aneignung durch Begegnung mit
dem Original tatsächlich überflüssig wird? Mag auch der ungeheure pädagogische Wert einer frühen Auseinandersetzung mit der ~ñ÷Þ eines Problems, die in nuce auch dessen künftige historische Entfaltung in sich birgt, gültig bleiben, wir müssen uns der banalen Frage stellen: Wie verhält sich der dafür heute nötige Aufwand zum tatsächlich erreichbaren Nutzen? Ist diese Frage im Kontext schulischer Realität unberechtigt?

Fazit: Der Artikel gehört nicht zu Maiers Bestleistungen. Wir sollten uns nicht in einer Art Endzeitstimmung zum Ewig-Allgemeinen verführen lassen. Business as usual war uns nie vergönnt und wird es auch künftig nicht sein. Aber die Zukunft von Latein und Griechisch als Schulsprachen hängt weder von der guten Arbeit des Einzelnen im Klassenzimmer noch von hochwertigen Didaktik-Diskussionen oder universitärer Forschung und Lehre ab, sondern von einem vielfältigen,
komplexen Geflecht soziokultureller Faktoren, auf die wir als Individuen nur begrenzten Einfluss haben. Andererseits kann die dauernde Herausforderung als Ansporn zu fruchtbarer virtus verstanden werden, für die das Werk F. Maiers selbst einverpflichtendes Beispiel liefert.

Std00012.gif (4198 Byte)Dieter Gaul, Bad Vilbel

Sehr geehrter Herr Professor Dr. Maier,

Ihren Artikel „Die Antike am Scheideweg ..." im Forum Classicum (3/99, S. 131ff.) habe ich mit großem Interesse gelesen.
Ihre Forderung nach einer „engagierte(n) Fachpolitik" und „fachpolitische(m) Engagement" für die „Zukunft der Klassischen Sprachen" findet meine nachdrückliche Zustimmung.
Nicht mehr „nur" Griechisch, auch das in besonderem Maß gymnasialtypische Fach Latein droht in unserer Zeit bei Medien, Wirtschaft, Hochschullehrern, Elternvertretern und nicht zuletzt bei Politikern in der Frage der „Akzeptanz" des Gymnasiums (bzw. des je einzelnen Gymnasiums) durch die Eltern der „Praxisorientierung" und „Kundenorientierung" zum Opfer zu fallen.
Bereits im Jahr 1992 haben Sie in Ihrem Briefwechsel mit dem damaligen bayerischen Kultusminister Hans Zehetmair Ihre „Sorge um das Fach Latein in Bayern" ausgedrückt; in seinem Schreiben vom 15.10.99 an die Fachkolleg(inn)en spricht der Vorsitzende des Landesverbandes Bayern im Deutschen Altphilologenverband nun von „höchster Gefahr" für das Fach Latein.

Zu Recht kritisieren Sie, es rühre sich „nichts oder wenig in der klassisch philologischen Szene, das von einer engagierten und kompetenten Teilhabe am Zeitdialog über die ,Bildung der Zukunft` zeugen könnte", und zu Recht kritisieren Sie in diesem Zusammenhang die Beschränkung auf den fachlich-methodisch-didaktischen Themenbereich im Altsprachlichen Unterricht und im Gymnasium. ich persönlich würde mit Einschränkung auch das Forum Classicum und Die Alten Sprachen
im Unterricht nennen - sollte ich mich irren, bitte ich um Nachsicht.
Nur mit Einschränkung zustimmen möchte ich Ihrer Kritik an den „neuen" Latein- und Griechischlehrern - mit großer Einschränkung deshalb, weil Sie bei den möglichen Antworten auf die Frage nach dem Grund für ihr mangelndes fachpolitisches Engagement m. E. zwei wesentliche Gesichtspunkte „vergessen" (sit venia verbo!): die Altersstruktur1 der Lehrerkollegien an den Gymnasien im
allgemeinen und das Durchschnittsalter der Fachkollegen für Griechisch und Latein im besonderen sowie das neben den erschwerten Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz Schule besonders gravierende Problem der Arbeitszeit und Arbeitsbelastung.2
Zur „Ehrenrettung" meiner Fachkolleginnen und -kollegen, zu denen ich bis zu meiner Pensionierung nach dem SchwbGes. im Jahr 1996 gehörte, und auf Grund meiner persönlichen Erfahrungen möchte ich mir diesen Hinweis ausdrücklich erlauben.

1) Das Durchschnittsalter der Gymnasiallehrer in Bayern nähert sich der Marke von 50 Jahren, das der Altphilologen liegt bereits darüber.

2) Die Ergebnisse der einschlägigen Untersuchungen sind Ihnen sicherlich nicht unbekannt.

Mit den besten Wünschen für Sie und Ihre Arbeit und mit kollegialen Grüßen

Std00012.gif (4198 Byte)Reinhold Beer, Amberg

 

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Std00012.gif (4198 Byte)Sollten auch Sie einen Diskussionsbeitrag zu diesem oder einem anderen Artikel veröffentlichen wollen, schicken Sie ihn bitte per mail an unseren Webmaster :

michael.hotz@ebe-online.de

Wir freuen uns auf eine rege Beteiligung an der Diskussion !

 

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     Std00012.gif (4198 Byte)        Endlich ! Nach der kompletten Erfassung 

   aller im MDAV erschienenen Artikel gibt es nun das Pendent        Std00012.gif (4198 Byte)     zum AU unter folgender Adresse :

http://www.fachdid.fu-berlin.de/didaktik/classics/AU.htm

 

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